Die Lederhose macht die Musik!
Aktuell gibt es in Bayern zirka 2050 und in Österreich 2400 Gemeinden – und damit auch geschätzte 4000 (vor-)alpenländische Musikvereine. So auch in der 1150-Einwohner- Gemeinde St. Magdalena im oststeirischen Bezirk Hartberg (Österreich): 43 aktive Musikerinnen und Musiker mit einem jugendlichen Durchschnittsalter von 23 Jahren zählt die Kapelle, zwei Drittel davon sind offiziell mit Lederhosen ausgestattet (ein Drittel sind Damen – und Mädchen bzw. Damen in österreichischen und bayrischen Musikkapellen tragen traditionellerweise keine Lederhosen, sondern Dirndln).
Nun sinkt der Altersdurchschnitt der Blasmusikkapelle in St. Magdalena weiter: Ein Neuer ist dazu gekommen, der Bub ist 12 und hat soeben seine erste Lederhose bekommen. Eigentlich spät, denn viele Kinder in Österreich und Süddeutschland rutschen schon mit fünf munter auf dem Hosenboden ihrer „Ledernen“ herum. Aber hier geht es um die offizielle Trachtenlederhose der Musikkapelle. Und da kann man im Alter von fünf noch nicht musizierendes und marschierendes Mitglied sein…
Ob der Bub sich über die neue Lederhose freut, ist nicht überliefert. Wobei – neu ist sie ja nicht unbedingt: Im Musikverein St. Magdalena kommt eine Kinderlederhose auf sieben bis acht Träger. „Nach zwei Jahren sind die Burschen erfahrungsgemäß heraus gewachsen“, erzählt der Obmann, der auf das niedrige Durchschnittsalter seiner Kapelle sehr stolz ist: „Das zeigt, dass sie aktiver Gemeindebestandteil ist und die St. Magdalener voll dahinter stehen!“
Aber – warum tragen alle männlichen Mitglieder der Kapelle Trachten-Lederhosen, fragen wir ihn. „So eine Lederhose ist urbequem, sehr robust und hält gut 15 Jahre lang, das schafft kein anderes Beinkleid“, ist der Trompeter überzeugt. „Stellt euch vor, wir wären mit Anzughosen unterwegs – die müssten wir zweimal in der Woche zur Putzerei bringen. Wenn’st dich aber mit der Lederhose anpatzt, wischt es einfach weg und sie ist wie neu!“
Kein Wunder, dass die Lederhose in Bayern und Österreich aus den Kleiderschränken nicht wegzudenken ist. Zumindest für g’standene Mannsbilder: Ob ganz kurz, in schicklicher Länge bis knapp unters Knie oder als Kniebundhose, die unter dem Knie mit Knöpfen aus echtem Hirschhorn zu verschließen ist – lederhosengewandete Männer (mit Hosenträger!) sind aus den Dörfern und von den Bergen nicht wegzudenken.
Dabei ist die Lederhose viel weniger alt, als man annehmen würde: Franz J. Grieshofer (Die Lederhose: Kleine Kulturgeschichte des alpenländischen Beinkleids) datiert den Durchbruch der Trachtenledernen im Alpenland auf das 19. Jahrhundert und schreibt, dass sie nördlich des Mains auch „Sepplhose“ genannt wurde. Kaiser Franz Josef und andere Mitglieder des Erzhauses wie Erzherzog Johann und zahlreiche Wittelsbacher Prinzen machten die Lederhose auch außerhalb der Jagd salonfähig… aber das – ist eine andere Geschichte!